Firmenporträt: C. H. Müller GmbH, Heinsdorfergrund/Vogtland
4. November 2019
Von der Handweberei zum Hightech-Unternehmen
Das am 9. Sept. 1868 von Carl Heinrich Müller als Handweberei in Reichenbach/Vogtland gegründete Unternehmen begeht dieser Tage sein 151jähriges Bestehen. Die von den Familien Müller und Porst über sechs Generationen geführte Firma überstand zwei Weltkriege, mehrere Wirtschafts- und Währungskrisen sowie 45 Jahre DDR-Planwirtschaft.
1972 wurde die C. H. Müller KG vollständig in Staatseigentum überführt und existierte zunächst als VEB Schuhtextilien Reichenbach weiter. KG-Geschäftsführer Hans-Heinrich Porst fungierte als Betriebsdirektor. Im Zuge der Neugründung des VEB WEKATEX Reichenbach verlor der Betrieb 1976 seine Eigenständigkeit. Partei- und Gewerkschaftsleitung gewannen an Einfluss. Hans-Heinrich Porst wurde zum Werkleiter „degradiert“. Sohn Thomas Porst, heute Geschäftsführer, war damals für die technische Betriebsleitung verantwortlich. 1980 erfolgte die Angliederung an den VEB VOWETEX Plauen, der zum Kombinat Baumwolle, Karl-Marx-Stadt, gehörte. Bis zur Wende in der DDR wurden in den Werken Reichenbach und Netzschkau Stoffe für die Schuhindustrie gewebt und veredelt – vor allem für Abnehmer in der DDR, der UdSSR und der BRD. Zweiter Schwerpunkt waren Technische Textilien.
Im April 1990 stellten Hans-Heinrich und Thomas Porst den Antrag auf Reprivatisierung, dem das Amt zur Regelung offener Vermögensfragen stattgab, so dass die Firma nicht unter den Einfluss der Treuhandanstalt geriet. Am 1. Juli 1990 - mit Einführung der D-Mark - begann mit Gründung der C. H. Müller GmbH ein neuer Abschnitt in der Firmengeschichte. Dringend notwendige Neustrukturierungs- und Modernisierungsmaßnahmen erfolgten. Dies in einer Phase, als sich mit Einführung der Marktwirtschaft das Kostengefüge total veränderte und Export-Subventionen schrittweise entfielen; 1993 brachen die Exporte in die Sowjetunion infolge des Entfalls der Hermes-Bürgschaften weg. Die Mitarbeiterzahl sank von über 90 auf 32. Es galt, neue Märkte zu erschließen.
Die richtige Strategie
Hans-Heinrich und Thomas Porst erklärten die Automobil-Zulieferkette zur Hauptzielgruppe. Allerdings fiel es schwer, sich in diesem Markt zu etablieren. Nahezu drei Jahre sei er vergeblich „Klinkenputzen“ gegangen, berichtet Thomas Porst: „Doch schließlich kam ein Vertrag mit einem Unternehmen in Oberfranken zustande, das Dachhimmel für Opel zulieferte.“ In der Autobranche sprach sich schnell herum, dass Qualität, Preis und Liefertreue stimmten. Bald galt C. H. Müller europaweit als gefragter Spezialist für technisch anspruchsvolle kaschierte Innenraumkomponenten, die sich in Marken wie Audi, BMW, VW oder Volvo wiederfanden. Philipp Porst, der Sohn von Thomas Porst, wurde Mitgesellschafter und nach dem Tod seines Großvaters im Jahr 2010 Mitglied der Geschäftsführung.
Umfangreiche Investitionen in neue Anlagentechnik sowie der Ausbau bestehender und Neubau von zusätzlichen Standorten wurden getätigt. So entstanden unweit von Reichenbach, in Heinsdorfergrund an der A 72, zwei völlig neue Werke. Die Gesamt-Investitionssumme seit der Reprivatisierung beläuft sich mittlerweile auf mehr als 25 Mio. EUR.
Das schwerpunktmäßig auf die Automobilbranche ausgerichtete Sortiment hat das Team von C. H. Müller inzwischen um neue Produkte bzw. Marktfelder ergänzt. Die in großer Vielfalt erzeugten Verbundmaterialien aus Textilien, Kunst- und Echtledern sowie flächigen Substraten sind inzwischen auch im Flugzeug- und Schienenfahrzeugbau sowie bei Herstellern von Schutzbekleidung begehrt. Zudem entstehen u. a. Sonnenschutz-Erzeugnisse sowie Produkte für hygienisch-medizinische Anwendungen. Das Unternehmen fokussiert sich zusätzlich immer mehr auf eigene Produktentwicklungen wie zum Beispiel textile Heizungskonzepte, smarte Oberflächen und hochwertige, nachhaltige Dekore.
Sprung über den großen Teich
Die auf mehr als 350 Mitarbeiter angewachsene Belegschaft erhielt 2017 deutlichen Zuwachs. Jedoch nicht im Vogtland, sondern in den USA. In Greer (US-Bundesstaat South Carolina) - in Sichtweite des BMW-Werkes Spartanburg - nahmen 40 Beschäftigte Ihre Arbeit bei der C H Mueller Incorporated auf. Juniorchef Philipp Porst setzte die entscheidenden Impulse für diesen „Sprung über den großen Teich“. Damit begann ein neues Kapital der hochinteressanten Firmen- und Familiengeschichte, die seit kurzem in einem inhaltlich wie grafisch äußerst gelungenen Jubiläums-Band nachgelesen werden kann. www.chmueller.com
Pressekontakt
Geschäftsführender Gesellschafter / Chairman & CEO
Philipp Porst
C. H. M Ü L L E R GmbH
Lamination | Coating | Components
Gewerbering 1
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