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Digitalisierung steigert Effizienz in der Textil- und Bekleidungsindustrie

3. März 2023

Ein Fokusthema für die Textilunternehmen im Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e.V. (vti) sind die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung. Dabei reicht die Spannbreite von neuen smarten Produkten, der Entwicklung neuer Fertigungstechnologien, der digitalen Optimierung von Prozessen bis zu neuen Geschäftsmodellen und der Nutzung von KI, um auf dem Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.
Wie sich die Situation in den vti-Mitgliedsbetrieben darstellt, wurde in der Jahresauftakt-Pressekonferenz bei der Strumpfwerk Lindner GmbH in Hohenstein-Ernstthal diskutiert.

 

Thomas Lindner
Vorsitzender des Vorstands des Verbands der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e.V.

Vizepräsident Gesamtverband textil+mode e. V.
Geschäftsführer Strumpfwerk Lindner GmbH

"Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren auch die Textil- und Bekleidungsindustrie erfasst und verändert diese nachhaltig. Sie ist jedoch kein Selbstläufer. Es müssen Analysen erstellt, Investitionen getätigt, Prozesse angepasst und Mitarbeiter geschult werden. Dabei sind die Projekte in den Unternehmen sehr unterschiedlich und individuell. Eines haben sie jedoch gemeinsam: sie kosten Zeit und Geld.

 Gleichzeitig gerät die Kapitalkraft unserer Mitgliedsunternehmen immer weiter unter Druck. Die Corona-Jahre konnten noch nicht kompensiert werden. Die explodierenden Energie- und Rohstoffkosten und deren hohe Volatilität erschweren eine verlässliche Kalkulation und Planung der Produktion. Hinzu kommen zunehmende bürokratische Belastungen durch erweiterte Regelungen und Nachweispflichten. Die gestiegenen Produktionskosten können jedoch nicht im vollen Umfang an die Kunden weitergegeben werden.

 Es ist erforderlich, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen wirtschaftsfreundlich auszurichten. Energie als Grundstoff muss bezahlbar und sicher zur Verfügung stehen. Nur eine starke und wettbewerbsfähige Industrie kann die Herausforderungen der Zukunft stemmen und den erarbeiteten Wohlstand erhalten.

 Bereits heute hat die Digitalisierung die Textil- und Bekleidungsindustrie verändert. Unternehmen, die die Chancen der Digitalisierung nutzen, werden in der Lage sein, sich schneller an Veränderungen im Markt anzupassen, ihre Effizienz und Produktqualität zu verbessern und ihre Kunden besser zu bedienen."

Dr.-Ing. Jenz Otto
Hauptgeschäftsführer im Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e.V.

"Die konjunkturelle Lage in den Branchenunternehmen ist auch in diesem Jahr weiter angespannt. Trotz einer positiven Entwicklung der Umsätze in Höhe von ca. 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr konnten die Verluste der vergangenen Jahre noch nicht wieder kompensiert werden. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 gelang der Textilindustrie zwar wieder der Anschluss an die Umsatzwerte. Unter Berücksichtigung der deutlich gestiegenen Erzeugerpreise ist das aber auch nur die halbe Wahrheit. Die Bekleidungsindustrie hat in besonderer Weise unter den Auswirkungen der Coronamaßnahmen mit dem geschlossenen Einzelhandel sowie der zunehmenden Kaufzurückhaltung aufgrund gestiegener Verbraucherpreise gelitten und befindet sich noch im deutlichen Minus.

 Der Ausbildungsmarkt zeigt in der ostdeutschen Wirtschaft eine geringe positive Entwicklung zum Vorjahr. Insbesondere die betrieblichen Ausbildungsverträge konnten bei gestiegenem Angebot und erhöhter Nachfrage zulegen. Die Branchenumfrage in unserem Verbandsgebiet ist noch nicht abgeschlossen und wird im Rahmen der Pressekonferenz ausgewertet. "

Anke Pfau

Referatsleiterin Wirtschaftsförderung, Forschung, Bildung im Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e.V.

"Die Digitalisierung hat eine lange Tradition in der Textilbranche, denn die Jacquard-Weberei gilt als Basistechnologie für heutige digitale Prozesse.

Heute sehen wir in die Digitalisierung als eine transformative Kraft, die die Art und Weise, wie Produkte entworfen, produziert und vertrieben werden, grundlegend verändert. Es bieten sich neue Möglichkeiten, um die Wertschöpfungsketten in der Textilproduktion zu optimieren. Durch den Einsatz von digitalen Technologien wie CAD- und CAM-Software, oder virtuellen Prototyping-Tools können Produkte schneller und effizienter entworfen und produziert werden. Dies führt zu kürzeren Produktionszeiten, geringeren Kosten und höherer Flexibilität in der Produktion, da Unternehmen schnell auf neue Markttrends und Kundenbedürfnisse reagieren können.

 Durch den Einsatz von automatisierten Produktionsprozessen, die auf Daten und Algorithmen basieren, können Produkte mit höherer Präzision und geringeren Fehlerraten hergestellt werden. Auch die Qualitätssicherung und -kontrolle kann durch den Einsatz von digitalen Technologien verbessert werden, indem beispielsweise Bilderkennungsalgorithmen eingesetzt werden, um fehlerhafte Produkte zu identifizieren und auszusortieren.

Darüber hinaus eröffnet die Digitalisierung in der Textilproduktion neue Geschäftsmodelle und Vertriebskanäle. E-Commerce-Plattformen und Social-Media-Marketing ermöglichen es Unternehmen, ihre Produkte sowohl im B2B-Bereich als auch im B2C Bereich erfolgreich zu vermarkten. "

André Lang

Geschäftsführer der Norafin Industries (Germany) GmbH

Vorsitzender des vti-Tarif- und Sozialausschusses im Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e.V.

"Als Hersteller qualitativ hochwertiger Wasserstrahl- und Nadelvliesstoffe sowie Composites fertigt die Norafin Industries (Germany) GmbH aus Mildenau im Erzgebirge mit seinen 193 Mitarbeitern unter anderem Vliese für Feherwehrschutzbekleidung und technische Textilien. An den Produktionslinien fehlte es bislang an Systemen, die aktuelle Zustände der Anlagen, anstehende Aufgaben, Auftragsänderungen und die zu verwendenden Lagerplätze gebündelt darstellen können. Die Informationen lagen vor, wurden aber in unterschiedlichen Systemen (Maschine, Intranet, Warenwirtschaftssystem) verwaltet. Für die Mitarbeiter von Norafin folgte daraus eine aufwendige Suche beim Nachvollziehen des jeweiligen Produktionsstandes. Des Weiteren kam es durch die nicht vorhandenen Informationen auch zu Fehlproduktionen und Zeitverzug bei der Fertigung.

 Das Norafin-Team hat mit Unterstützung der Kollegen des Sächsischen Textilforschungsinstituts in einem Projekt im Rahmen des Kompetenzzentrums Textil vernetzt eine Lösung erarbeitet. Sie ermöglicht die geplanten Zeitfenster für Produktion, Reinigung und Wartung für alle beteiligten Mitarbeiter grafisch darzustellen. Dazu realisierte das Team die Erfassung und Auswertung der in verschiedenen Zeitfenster benötigten Daten zur Produktionsware, Energieverbrauch oder Schichtdauer. Unter Einbeziehung des grafischen Programmierwerkzeugs Node-RED wurde ein erstes System programmiert, das flexibel erweiterbar ist und die Bedürfnisse des Unternehmens berücksichtigt.  "

Peggy Wunderlich und Torsten Bäz

Geschäftsführer STW Sächsische Textilwerke GmbH, Crimmitschau 

"An Plänen für die Weiterentwicklung des Unternehmens wird intensiv gearbeitet. So soll auf dem Gelände der historischen Tuchfabrik Gebrüder Pfau, Crimmitschau in Kooperation mit dem Museum, dem Zweckverband sächsische Industriemuseen, der Stadt Crimmitschau und weiteren Partnern ein Deutsches Textiles Kompetenzzentrum für den Erhalt der textilen Industriekultur mit Kreativwerkstatt, einer gläsernen Produktion beider Manufakturen und einem textilen Lehrgangs- und Konferenzzentrum inkl. einer regionalen textilen Leistungsschau entstehen. In Verbindung mit dem Areal wollen die geschichts- und kunstbegeisterten Netzwerker textile Tradition bewahren, hochwertige Produktion und regionale Lieferketten ausbauen sowie Know-how weiterentwickeln.

Die GmbH investiert mit einer Partnerfirma aus der Lausitz, der Seidenkokon Native Silk GmbH, in den Aufbau einer regionalen Seidenproduktion in Kooperation mit Landwirtschaftsbetrieben. Dabei werden in Erzeugergemeinschaft Maulbeerbäume angebaut eine Seidenraupenzucht und die Faseraufbereitung für den Bereich der Medizin- und Gesundheitstextilien entwickelt.

 In den nächsten Jahren wird aktiv die Erforschung und Entwicklung eines digitalisierten Rekonstruktionsprozesses unter Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) mit IT-Partnern aus dem Vogtland und mit etlichen Kooperationspartnern vorangetrieben. Die STW Sächsische Textilwerke GmbH ist dabei der Leadpartner. Weitere Partner sind Hochschulen, kunsthistorische Einrichtungen wie die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden SKD, das sächsische Staatsarchiv und regionale Museen. Eigens für diesen Prozess hat SWT mit Hilfe der SAB und ESF-Mittel eine Transformationsmanagerin eingestellt. "

vti-Jahresauftakt am 3. März 2023
v.l.n.r.: André Lang, Jenz Otto, Anke Pfau, Peggy Wunderlich, Thomas Lindner, Torsten Bäz Foto: W. Schmidt
v.l.n.r.: André Lang, Jenz Otto, Anke Pfau, Peggy Wunderlich, Thomas Lindner, Torsten Bäz Foto: W. Schmidt
vti-Jahresauftakt am 3. März 2023
Foto: W. Schmidt
Foto: W. Schmidt
vti-Jahresauftakt am 3. März 2023
Foto: W. Schmidt
Foto: W. Schmidt

Pressekontakt

vti-pressedienst

Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e. V. (vti), Sitz Chemnitz
c/o P3N MARKETING GMBH, Chemnitz
Telefon: +49 371 243509 00 
E-Mail: vti-pressedienst@p3n-marketing.de

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