STFI Chemnitz erfolgreich beim Recycling wertvoller textiler Verbundstoffe / Erste Ergebnisse bei der Wiedergewinnung von Silber, Kupfer und Nickel aus Smart Textiles
4. November 2019
Chemnitz / Heinsdorfergrund, 31. Okt. 2019 - Die Wiederaufbereitung von textilen Abfällen gehört zu den Themen des 10. Branchentages der Textil- und Bekleidungsindustrie im Erzgebirge und im Vogtland. Das vom Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e. V. (vti) organisierte Treffen, das Unternehmer, Politiker sowie Vertreter aus Kommunen vereint, findet am 4. November 2019 in der C. H. Müller GmbH in Heinsdorfergrund/V. statt.
„Viele Menschen denken bei Nachhaltigkeit von Textilien in erster Linie an Kleidung oder Heimtextilien. Doch unsere heimische Branche erwirtschaftet mehr als die Hälfte ihres Umsatzes mit der Produktion von Technischen Textilien und textilen Verbundstoffen. Auf diesem Sektor gibt es also besonders hohen Forschungs- und Entwicklungsbedarf“, erläutert vti-Hauptgeschäftsführer Dr.-Ing. Jenz Otto. „Wir sind froh, Kompetenzpartner wie das Sächsische Textilforschungsinstitut in Chemnitz in unserem Verbandsgebiet zu haben. Es verfügt bereits seit Jahrzehnten über jeweils aktuelles Know-how beim mechanischen Textilrecycling.“
International gilt das STFI als Vorreiter bei der Wiederaufbereitung von Abfällen, die bei der Herstellung von carbonfaserverstärkten Kunststoffen (CFK) entstehen. Solche Kunststoffe finden in der Luft- und Raumfahrt aber auch in Straßen- und Schienenfahrzeugen sowie in Sportgeräten (z. B. Ski, Snowboard, Fahrradrahmen, Tennisschläger, Angelruten) Anwendung. Voraussetzung für das CFK-Recycling ist die sich unter hohen Temperaturen vollziehende Trennung der Carbonfasern von der Matrix (Pyrolyse), die Industriepartner des STFI vornehmen. „Im Anschluss schließen wir die Abfälle in einem Reißprozess weiter zu Einzelfasern auf. Diese werden im Kardierverfahren zum Vliesstoff verarbeitet“, erläutert STFI-Recyclingexperte Bernd Gulich. „Ein solcher Vliesstoff lässt sich dann mit unserer neuen Intervallheißpresse zu Ausgangsmaterialien für industrielle Anwendungen verfestigen. Bei der Wiedergewinnung von Carbonfasern aus Abfällen können bis zu 80 Prozent der für die Primärfaserherstellung notwendigen Energie gespart werden.“ 2013 erhielt das STFI dafür den Rohstoffeffizienz-Preis des Bundeswirtschaftsministeriums.
Eine Herausforderung ganz anderer Art ist das Recycling von Smart Textiles, die metallische Fasern bzw. elektrisch leitfähige Fäden enthalten. „Perspektivisch beinhalten Schutzanzüge für Rettungsdienst und Feuerwehr derartige intelligente Textilien, die der Einsatzleitung dank textiler Sensorik lebenswichtige Daten am Einsatzort liefern“, sagt Johannes Leis. Der 28-jährige Chemnitzer will in Kürze seinen Masterstudiengang im Fach Textile Strukturen und Technologien an der TU Chemnitz abschließen. Mit Unterstützung der dortigen Stiftungsprofessur „Hochleistungsfasern und Verarbeitung“ und des STFI hat er im Rahmen seiner Masterarbeit die Grundlagen einer Technologie entwickelt, mit der Silber, Nickel oder Kupfer aus textilen Materialien herausgelöst und für die Wiederverwendung aufbereitet werden können.
Nach seinem Studienabschluss wird Johannes Leis die Untersuchungen als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kooperationsnetzwerk „RE4TEX - Neue Technologien für das Textilrecycling“ fortsetzen. Dieser Verbund wurde 2019 im Rahmen des Programms Zentrale Innovationsförderung Mittelstand (ZIM) des Bundeswirtschaftsministeriums vom STFI ins Leben gerufen. Die insgesamt 20 beteiligten Unternehmen und Forschungseinrichtungen wollen u. a. zur Lösung der vielfältigen Abfallprobleme der heimischen Textilunternehmen beitragen. Erste Ergebnisse werden die Akteure anlässlich des 14. STFI-Kolloquiums „recycling for textiles“ am 4. und 5. Dezember 2019 in Chemnitz vorstellen.
Pressekontakt
Bernd Gulich
Sächsisches Textilforschungsinstitut e.V. (STFI)
Postfach 1325
09072 Chemnitz
E-Mail: bernd.gulich@stfi.de
Telefon: 0371 5274 204