34. Mitgliederversammlung des vti: Wirtschaftliche Lage der Unternehmen im Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e. V. angespannt
6. Juni 2025
Am 4. Juni 2025 trafen sich die Mitgliedsunternehmen des Verbands der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e.V. (vti) und weitere Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik in der Historischen Tuchfabrik Gebr. Pfau in Crimmitschau zur 34. Mitgliederversammlung.
Thomas Lindner, Geschäftsführer der Strumpfwerk Lindner GmbH und Vorsitzender des Vorstandes des vti, eröffnete den öffentlichen Teil der Mitgliederversammlung mit einem klaren Appell an Politik und Gesellschaft: Die ostdeutsche Textil- und Bekleidungsindustrie steckt weiterhin in einer tiefen strukturellen Krise – ein nachhaltiger Aufschwung sei nicht in Sicht.
Im Bericht des Vorstandes stellte Lindner die Auswirkungen der wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen auf die mittelständisch geprägte Branche dar. Zu hohe Energiepreise, stark gestiegene Lohnkosten und eine wachsende Regulierungsdichte machen es vielen Unternehmen zunehmend schwer, wettbewerbsfähig zu bleiben. Zudem wirkten sich globale Unsicherheiten und hausgemachte Probleme auf Bundes- und EU-Ebene gleichermaßen negativ aus.
Thomas Lindner verwies auf die dramatischen Zahlen: Die Statistik für 2024 zeigt einen Umsatzrückgang von 9,2 Prozent in der ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie nach einem Plus von 7,5 Prozent im Vorjahr. Auch die Beschäftigtenzahlen gingen deutlich zurück. Besonders problematisch: Kleinere Betriebe mit weniger als 50 Mitarbeitenden – mehr als 70 Prozent aller vti-Mitglieder – fallen aus der amtlichen Statistik heraus und bleiben damit wirtschaftlich unsichtbar.
Einen weiteren Schwerpunkt bildete der Tarifabschluss 2024. Nach intensiven Verhandlungen mit der IG Metall wurde in der dritten Runde eine Einigung erzielt. Lindner bezeichnete das Paket als "finanzielle Schmerzgrenze", betonte jedoch, dass es den Unternehmen nun zumindest eine gewisse Planbarkeit in herausfordernden Zeiten bietet. Erstmals in der vti-Geschichte war es im Zuge der Tarifauseinandersetzungen auch zu Streiks gekommen.
Thomas Lindner schloss seinen Bericht mit einem eindringlichen Appell an die Politik: „Es braucht endlich klare Entscheidungen, praktikable Förderbedingungen und echte Entlastungen für die Industrie – besonders für den Mittelstand. Unsere Branche ist bereit, Verantwortung zu übernehmen – aber dafür braucht sie auch Luft zum Atmen.“
Der Leiter der Abteilung Mittelstand und Familienunternehmen beim Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI), Fabian Wehnert, hielt einen vielbeachteten Impulsvortrag zur „Zukunft des industriellen Mittelstands in Deutschland 2030“, der zu einer engagierten Diskussion anregte.
Auf Basis einer vom BDI entwickelten Studie präsentierte er mögliche Entwicklungspfade für die kommenden Jahre – von einer „verschleppten Modernisierung“ über „nationale Transformationsanstregungen“ bis hin zu einem Extremszenario „Deutschland in einer sich auflösenden EU“. Er verdeutlichte in seinem Beitrag die strategischen Herausforderungen, mit denen sich mittelständische Unternehmen heute auseinandersetzen sollten, um das Morgen zu gestalten.
In diesen fünf sehr unterschiedlichen Szenarien (für alle Details: bdi.eu/zukunftsszenarien) skizzierte er, wie es im Jahr 2030 für den industriellen Mittelstand in Deutschland aussehen könnte. „Gerade in unsicheren Zeiten wie jetzt hilft ein plausibler Blick nach vorne, um Risiken vermeiden, Chancen erkennen und Handlungsoptionen ableiten zu können“, so Wehnert. Das gelte für Unternehmen wie für die Politik.
Abschließend kündigte Thomas Lindner einen personellen Wechsel in der Geschäftsführung an: Der langjährige und sehr geschätzte Hauptgeschäftsführer Dr.-Ing. Jenz Otto wird den Verband im Sommer in den wohlverdienten Ruhestand verlassen. Sein Nachfolger, der Volljurist Daniel Schmidt, befindet sich derzeit schon in der Einarbeitung und wird zukünftig auch die Rechtsberatung im Verband verstärken.
Die 34. Mitgliederversammlung des vti hat erneut deutlich gemacht, dass die ostdeutsche Textil- und Bekleidungsindustrie trotz anhaltend schwieriger Rahmenbedingungen entschlossen ist, ihren Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilität und Zukunftsfähigkeit Deutschlands zu leisten. Der Verband stärkt diesen Anspruch durch eine aktive und praxisnahe Verbandsarbeit – mit Veranstaltungen, Weiterbildungsformaten und gezielter Öffentlichkeitsarbeit. Eine wesentliche Stütze bleibt dabei die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie e. V. Die Unterstützung der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) – etwa bei internationalen Messen, Branchentagen und Innovationsprojekten – trägt wesentlich dazu bei, die Sichtbarkeit und Relevanz der Branche im industriellen Kontext zu sichern und weiter auszubauen.
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