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Manifest zur Bundestagswahl 2025 der Deutschen Textil- und Modeindustrie ist Thema der Jahresauftaktpressekonferenz des vti

29. Januar 2025

Themenschwerpunkte der Pressekonferenz sind die aktuelle Branchensituation der Textilindustrie im Verbandsgebiet, Maßnahmen zur erfolgreichen Personalpolitik im Mittelstand und das vti-Projekt "Textil?Zukunft! 2025" im Rahmen des Kulturhauptstadtjahrs. 

Aus aktuellem Grund findet diese Jahrespressekonferenz auch mit Bezug zum deutschlandweit stattfindenden „Wirtschaftswarntag“ statt. 

Dr.-Ing. Jenz Otto, Hauptgeschäftsführer im Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e.V., Chemnitz

Branchenlage der Textil- und Bekleidungsindustrie

Die Prognose für die einheimische Textil- und Bekleidungsindustrie ist eher besorgniserregend. Kaum eine Branche hat in den letzten Jahrzehnten einen so tiefgreifenden Wandel erlebt wie diese. Wirtschaftspolitische Anforderungen wie die Nachhaltigkeitsziele, die REACH- und Chemikalienverordnungen, das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, die Kreislaufwirtschaft oder die Dekarbonisierung sind zwar grundsätzlich richtig, stellen die Betriebe jedoch vor große wirtschaftliche Herausforderungen und führen oft zu einem unzumutbaren Anstieg bürokratischer Anforderungen.

Die Struktur der Textil- und Bekleidungsindustrie hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert. Die klassische Produktion von Bekleidung und Heimtextilien hat in Deutschland aufgrund veränderter wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen zunehmend an Bedeutung verloren. Insbesondere die Herstellung von Massenbekleidung ist zunehmend unrentabel und abgewandert – vor allem nach Asien und in andere Niedriglohnländer. Gleichzeitig dringen Onlinehändler unter Ausnutzung bestehender Zoll- und Einfuhrkontrollen mit Fast Fashion in den Markt ein.

Dieser Wandel betrifft mittlerweile auch andere Bereiche der Textilindustrie. Besonders die Produktion technischer Textilien galt bislang als Ertragsbringer. Hohe Qualitätsansprüche, Liefertreue und Innovationskraft sind entscheidende Kriterien, mit denen regionale Unternehmen ihre Wettbewerbsvorteile ausbauen konnten. Nahezu jeder Hersteller hat mittlerweile hochspezialisierte technische Textilien oder Produkte in sein Sortiment aufgenommen.

Lag der Umsatzanteil der Bekleidungsindustrie vor zehn Jahren noch bei etwa 8 Prozent in unserem Verbandsgebiet, so liegt er heute nur noch bei 3-4 Prozent. Das bedeutet, dass 97 Prozent der textilen Wertschöpfung mittlerweile auf technische Produkte entfallen. Die Textilindustrie hat sich zu einer klassischen Zulieferindustrie entwickelt, deren Hauptabnehmer die Automobilindustrie, das Gesundheitswesen, die Möbel- und Bauindustrie, die Chemiebranche sowie die Landwirtschaft sind. Diese Entwicklung führt jedoch zu einer starken Abhängigkeit. Kommt eine dieser Branchen in Schwierigkeiten, spüren die Zulieferer die Auswirkungen sofort.

Die wirtschaftliche Lage der Textilindustrie lässt sich aufgrund der unterschiedlichen Unternehmensstrukturen und Produktarten nur schwer pauschal bewerten. Während einige Mitgliedsunternehmen hervorragende Geschäftszahlen melden, sind andere von Insolvenz bedroht oder schließen Standorte. Eine allgemeine Einschätzung zur Lage der Branche fällt daher schwer. Im vergangenen Jahr hat die Branche insgesamt etwa 10 Prozent ihres Umsatzes verloren, nach einem kontinuierlichen Aufholprozess von rund 4 Prozent jährlich seit der Corona-Pandemie. Besonders die Bekleidungsindustrie im Verbandsgebiet hat im gleichen Zeitraum fast 40 Prozent verloren. Die Schließungen im Einzelhandel während der Pandemie und die anhaltende Kaufzurückhaltung konnten auch durch den zunehmenden Online-Handel nicht kompensiert werden.

Sachsen zählt seit Jahren zu den vier bedeutendsten Textilregionen in Deutschland, sowohl hinsichtlich der Zahl der Betriebe als auch der Beschäftigten. Die Hoffnungen der Unternehmen unserer Branche ruhen auf einer wirtschaftsorientierten Industriepolitik der neuen Staatsregierungen in Sachsen und Thüringen sowie der zukünftigen Bundesregierung. Der heutige „Wirtschaftswarntag“ unterstreicht unsere Forderungen. Der Mittelstand muss stärker in den Fokus politischer Entscheidungen rücken. Regulierungen, Verbote und bürokratische Hürden, die die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen, sollten abgeschafft werden.

 

Thomas Lindner, Vorsitzender des Vorstands des Verbands der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e.V., Chemnitz; Geschäftsführer Strumpfwerk Lindner GmbH, Hohenstein-Ernstthal

Manifest zur Bundestagswahl 2025 der Deutschen Textil- und Modeindustrie

In meinem Statement zu unserer heutigen Jahresauftakt-Pressekonferenz schließe ich mich dem Manifest zur Bundestagswahl 2025 vom Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie an. 

Die Textil- und Modeindustrie in Deutschland, mit mehr als 1.400 Unternehmen und über 120.000 Beschäftigten, trägt täglich zur industriellen Wertschöpfung und zur Bereitstellung hochwertiger Mode und Bekleidung bei. Diese Branche bildet aus, forscht und leistet einen erheblichen Beitrag zur Steuerzahlerbasis des Landes. Sie stärkt nicht nur die Lieferketten, sondern engagiert sich auch aktiv im öffentlichen Leben. Im Rahmen dieses Positionspapiers der deutschen Textil- und Modeindustrie zur Bundestagswahl 2025 werden zentrale politische Fehlentscheidungen der letzten Jahre in Berlin und Brüssel thematisiert. Die Forderung ist klar: Ein Richtungswechsel zugunsten der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen.

1. Entbürokratisierung: Die Vielzahl an Nachhaltigkeitsgesetzen und Berichtspflichten führt zu einer Überregulierung, die das Gegenteil des beabsichtigten Ziels bewirkt. Besonders deutsche Qualitätshersteller verlieren an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber internationalen Konkurrenten, die nur einen Bruchteil der Auflagen erfüllen müssen. Viele neue Gesetze sind nicht unbedingt ein Zeichen für einen leistungsfähigen Staat, sondern belasten die Unternehmen unnötig.

2. Energie- und Klimapolitik: Der deutsche Sonderweg in der Energie- und Klimapolitik muss beendet werden. Deutschland sollte sich wieder an den gemeinsamen europäischen Zielkorridoren orientieren. Bis ein vollständiger EU-Emissionshandel für alle Klimagasemissionen funktioniert, sollte der nationale CO2-Preis ausgesetzt werden. Dies gefährdet nicht die Klimaziele, sondern eröffnet Raum für eine offene Diskussion über deren Erreichbarkeit.

3. Wettbewerbsfähigkeit in der EU: Die Bundesregierung muss ihren Einfluss in der EU-Kommission deutlich stärker geltend machen. Ein Moratorium für neue Regulierungen und Bürokratie muss für mindestens die nächsten drei Jahre eingeführt werden. Zukünftige EU-Regulierungen sollten künftig 1:1 in nationales Recht übernommen werden, ohne zusätzliche nationale Verschärfungen.

4. Chemikalienpolitik: Eine wissenschaftlich fundierte und differenzierte Chemikalienregulierung ist essenziell. Die Textil- und Modeindustrie steht zu einer verantwortungsbewussten Handhabung von Chemikalien, doch diese muss auf soliden wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Pauschale und undifferenzierte Regulierungen gefährden nicht nur Innovationen, sondern auch den Standort Deutschland.

5. Sozialpartnerschaft: Der Staat soll sich aus der Tarif- und Sozialpolitik zurückziehen und den Sozialpartnern wieder mehr Verantwortung überlassen. Die zunehmende Einmischung, etwa bei der Festlegung des Mindestlohns, schwächt die Sozialpartnerschaft und gefährdet die Effizienz des Sozialstaats. Zudem sind eine Sozialversicherungsbremse und ein klarer Fahrplan notwendig, um die Beitragssätze langfristig unter 40 Prozent zu halten und so die Stabilität des Sozialversicherungssystems zu sichern.

6. Haushaltspolitik: Im Hinblick auf den geplanten klimaneutralen Umbau der Wirtschaft und die abnehmende Wettbewerbsfähigkeit ist ein grundlegender Kurswechsel in der Haushaltspolitik erforderlich. Die staatlichen Ausgaben müssen neu priorisiert werden, wobei der Fokus auf investiven Ausgaben liegen sollte. Gleichzeitig muss die Schuldenbremse eingehalten werden. Die Reform der Schuldenregel muss langfristig generationengerecht gestaltet werden, mit einer klaren Ausrichtung auf zukunftsfähige Investitionen.

Insgesamt fordert unsere Branche einen grundlegenden Kurswechsel, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen zu sichern, bürokratische Hürden abzubauen und den Industriestandort Deutschland zukunftsfähig zu gestalten.

vti-Pressekonferenz 2025
vti-Pressekonferenz 2025 Foto: W. Schmidt
vti-Pressekonferenz 2025 Foto: W. Schmidt
Referenten vti-Pressekonferenz 2025
Referenten vti-Pressekonferenz 2025 Foto: W. Schmidt
Referenten vti-Pressekonferenz 2025 Foto: W. Schmidt
Betriebsrundgang vti-Pressekonferenz 2025
Betriebsrundgang vti-Pressekonferenz 2025 Foto: W. Schmidt
Betriebsrundgang vti-Pressekonferenz 2025 Foto: W. Schmidt

Pressekontakt

vti-pressedienst

Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e. V. (vti), Sitz Chemnitz
c/o P3N MARKETING GMBH, Chemnitz
Telefon: +49 371 243509 00 
E-Mail: vti-pressedienst@p3n-marketing.de

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